Cees Nooteboom

Geboren am 31. Juli 1933 als Cornelis Johannes Jacobus Maria Nooteboom. Er gilt als einer der bedeutendsten niederländi-
schen Schriftsteller der Gegenwart. Durch einen Bombenangriff auf Den Haag verlor Nooteboom 1945 den Vater. Ab 1950 arbeitete Nooteboom bei einer Bank in Hilversum und nahm Gelegenheitsarbeiten an. 1953 begann er ausgedehnte Reisen durch Europa, häufig als Tramper. Diese Fahrten inspirierten ihn 1955 zu seinem ersten Roman Philip und die anderen (dt. 1958, 2003), der 1957 mit dem Anne-Frank-Preis ausgezeichnet wurde und seinen Autor in den Niederlanden sofort bekannt machte. 1957 heuerte Nooteboom auf einem Schiff in die Karibik als Leichtmatrose an, um in Suriname beim Vater seiner Braut Fanny Lichtveld um deren Hand anzuhalten. Die beiden heirateten entgegen dessen Willen, trennten sich jedoch 1964 wieder. Die Erlebnisse dieser Reise fanden in den Erzählungen des Bands Der verliebte Gefangene. Tropische Erzählungen (1958, dt. 2006) Niederschlag. Nootebooms zweiter Roman, Der Ritter ist gestorben (1963, dt. 1996), blieb 17 Jahre lang sein letzter. Bekannt wurden während dieser Zeit hauptsächlich zahlreiche Reiseberichte. Diesen verdankt Nooteboom seinen Ruf als Reiseschriftsteller, obgleich er sich selbst in erster Linie als Poet begreift. Der erste Gedichtband erschien bereits 1956 (De doden zoeken een huis. Gedichten), weitere im Abstand weniger Jahre. In Deutschland erschien eine erste Auswahl 1964 (Organon-Poesie, übersetzt von Heinrich G. Schneeweiß). Nooteboom übersetzte auch Gedichte ins Niederländische und schrieb Liedtexte, u. a. für Herman van Veen. Als Journalist arbeitete Nooteboom u. a. für die niederländische Zeitschrift Elsevier (1957–60) und die Tageszeitung De Volkskrant (1961–68). 1967 wurde er Redakteur bei der Zeitschrift Avenue; er war zunächst für das Ressort Reise zuständig, ab 1977 auch für Lyrik. Als Reporter berichtete er 1956 über den Ungarn-Aufstand, 1963 über den VI. Parteitag der SED und 1968 über die Studentenunruhen in Paris (gesammelt in dem Band Paris, Mai 1968). Ende der 1970er Jahre schrieb er über den Umsturz im Iran und ab November 1989 über den Zusammenbruch der DDR.
Der Roman Rituale aus dem Jahr 1980 (dt.: 1985) verhalf Nooteboom zu internationaler Bekanntheit. 1989 drehte Herbert Curiel einen Film nach dieser Vorlage. Auch die Novelle Die folgende Geschichte (1991, dt.: 1991) und der Roman Allerseelen (1998, dt.: 1999) erlangten weltweite Verbreitung. Inzwischen wird der Autor in Deutschland intensiver rezipiert als in seiner Heimat; es ist bezeichnend, dass die deutsche Ausgabe der Sammlung Nootebooms Hotel (2000) noch vor der niederländischen erschien.
Nootebooms 70. Geburtstag am 31. Juli 2003 war in Deutschland Anlass zu einer näheren Beschäftigung mit Autor und Werk. So erscheint seither im Suhrkamp Verlag eine auf acht Bände angelegte Werksammlung, in der einige Texte zum ersten Mal in deutscher Übersetzung vorliegen.
Der Dokumentarfilm Hotel Nooteboom – Eine Bilderreise ins Land der Worte (2003) von Heinz Peter Schwerfel verbindet Interviews mit Nooteboom und einigen seiner Freunde (u. a. Connie Palmen und Rüdiger Safranski) mit Landschaftsaufnahmen und Lesungen aus verschiedenen Büchern des Autors.
Cees Nooteboom lebt heute mit seiner Frau Simone Sassen in Amsterdam und auf Menorca.

Veröffentlichungen

(beschränkt auf die Lyrik): De doden zoeken een huis, 1956; Koude gedichten, 1959; Het zwarte gedicht, 1960; Gesloten gedichten, 1964; Gemaakte gedichten, 1970; Open als een schelp – dicht als een steen, 1978; Aas. Gedichten, 1982; Het landschap verteld. Paesaggi narrati, 1982; Vuurtijd, ijstijd. Gedichten 1955–1983, 1984; Das Gesicht des Auges (Het gezicht van het oog, 1989, dt. 1991); Water, aarde, vuur, lucht, 1991; Zo kon het zijn, 1999; Bitterzoet, honderd gedichten van vroeger en zeventien nieuwe, 2000; Die schlafenden Götter / Sueños y otras mentiras, Künstlerbuch mit Gedichten von Cees Nooteboom und Lithographien von Jürgen Partenheimer, 2005.

Auszeichnungen

(kleine Auswahl): 1957 Anne-Frank-Preis für Das Paradies ist nebenan; 1981 Ferdinand-Bordewijk-Preis für Rituale;1992 Constantijn-Huygens-Preis für das Gesamtwerk; 1993 Europäischer Literaturpreis Prix Aristeion für Die folgende Geschichte; 1993 Hugo-Ball-Preis für die Reiseliteratur, Essays und Gedichte; 2000 Internationaler Compostela-Preis für Der Umweg nach Santiago; 2001 Karlsmedaille für europäische Medien; 2003 Hansischer Goethe-Preis für das Gesamtwerk; 2003 Österreichischer Staatspreis für europäische Literatur; 2004 P. C. Hooft-Preis für das Gesamtwerk.
Darüber hinaus ist er seit 1991 Ritter der fränzösischen Ehrenlegen, erhielt 1992 den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland; ist seit 1992 Mitglied der Akademie der Künste in Berlin, seit Mitglied der Bayerische Akademie der Schönen Künste, seit 1997 Ehrenmitglied der Modern Language Association und seit 1998 Ehrendoktor der Katholischen Universität Brüssel.

Lesung bei Poesie International 2003 Details anzeigen
Einführung: Hans van de Waarsenburg
Stimme: Autor
Dauer: 25 min 16 sek
Quelle: Poesie International 2003. Spielboden Dornbirn, (CD 3 Samstag, Cees Nooteboom), Herausgeber: Franz Paul Hammling, Autorenverband Vorarlberg 2003.
Produktion: © Vorarlberger Autorenverband und Spielboden Dornbirn 2003
Im Literaturradio seit: Januar 2008
Cees Noteboom 25 min 16 sek Details anzeigen

Einführung: Hans van de Waarsenburg
Stimme: Autor
Quelle: Poesie International 2003. Spielboden Dornbirn, (CD 3 Samstag, Cees Nooteboom), Herausgeber: Franz Paul Hammling, Autorenverband Vorarlberg 2003.
Produktion: © Vorarlberger Autorenverband und Spielboden Dornbirn 2003