Christoph Linher
Geboren 1984, Germanistik- und Philosophiestudium in Innsbruck. Wohnhaft in Feldkirch. Wissenschaftliche Publikation: "Das isolierte Individuum. Identität in der apokalyptischen Einsamkeit". Arbeitet als Korrektor, Musiker und Schriftsteller.
Veröffentlichung: sterbende drohnen, 6 Gedichte, in: miromente Nr. 31, 2013.
du erwartest sie die herrenlosen tage [Lyrik]
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Aufzeichnung: 22. Jänner 2013
Stimme: Autor
Textdauer: 0 min 44 sek
Produktion: © Christoph Linher
du erwartest sie die herrenlosen tage
fensterlose in grauen rauhreif
getünchte stunden
stehst dann lächelnd im beheizten zimmer
zwischen wänden die die farben
des himmels tragen
trinkst von anorektischem licht –
fettarme aus magerlichtpulver
angerührte dämmerung
sitzt mit obeliskenblick im stuhl
malst heleophobe schatten
auf die zimmerdecke
wirfst dein bild dein doppeltdreifachvierfachich
in jede waagschale kippst vornüber und
fällst zurück in dein
unspezifisches gleichgewicht.
Aufzeichnung: 22. Jänner 2013
Stimme: Autor
Textdauer: 0 min 44 sek
Produktion: © Christoph Linher
du erwartest sie die herrenlosen tage
fensterlose in grauen rauhreif
getünchte stunden
stehst dann lächelnd im beheizten zimmer
zwischen wänden die die farben
des himmels tragen
trinkst von anorektischem licht –
fettarme aus magerlichtpulver
angerührte dämmerung
sitzt mit obeliskenblick im stuhl
malst heleophobe schatten
auf die zimmerdecke
wirfst dein bild dein doppeltdreifachvierfachich
in jede waagschale kippst vornüber und
fällst zurück in dein
unspezifisches gleichgewicht.
der phosphoreszierende glanz des winterwalds [Lyrik]
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Aufzeichnung: 22. Jänner 2013
Stimme: Autor
Textdauer: 0 min 51 sek
Produktion: © Christoph Linher
der phosphoreszierende glanz des winterwalds
ist kein gemeinplatz | wie du sagst | viel eher
eine geflügelte retorte | destillat | aus nadel
sinkflug eichelfall flockenbildrauschen und
gravitätischer gedankenerdflucht
das schnelle einsickern der dunkelheit
würde unsere vorstellungen entlassen
aus ihren grauen zellen sie heften an
die idee von jedem ast | stein | moosgeflecht
jede lichtung | sagst du später | sei ein
okkulter ort | anbetung erzählter faune |
verstorbener götter | verdrängter anti
christen wie wir warfen einen blick auf
die lichter der stadt die wie glasfaserkabel
schillernde auto|schlange doch sie blieb:
sie bleibt unversehrt.
Aufzeichnung: 22. Jänner 2013
Stimme: Autor
Textdauer: 0 min 51 sek
Produktion: © Christoph Linher
der phosphoreszierende glanz des winterwalds
ist kein gemeinplatz | wie du sagst | viel eher
eine geflügelte retorte | destillat | aus nadel
sinkflug eichelfall flockenbildrauschen und
gravitätischer gedankenerdflucht
das schnelle einsickern der dunkelheit
würde unsere vorstellungen entlassen
aus ihren grauen zellen sie heften an
die idee von jedem ast | stein | moosgeflecht
jede lichtung | sagst du später | sei ein
okkulter ort | anbetung erzählter faune |
verstorbener götter | verdrängter anti
christen wie wir warfen einen blick auf
die lichter der stadt die wie glasfaserkabel
schillernde auto|schlange doch sie blieb:
sie bleibt unversehrt.
getaktete herzen [Lyrik]
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Aufzeichnung: 22. Jänner 2013
Stimme: Autor
Textdauer: 0 min 59 sek
Produktion: © Christoph Linher
getaktete herzen
du vermisst den zynismus des schnees
einfach weil er da ist sogar schon vor der zeit
ich ganz er hörte die unaufdringliche
stille so eindrücklich wie sonst nie
du sagst es sei schwer sich anzubieten
ohne sich anzubiedern ich trat gerne
in spuren von denen wir nicht wussten
wem sie gehörten und wohin sie führten
der schnee sagst du sei eine kühle
metapher für den menschen auf dem
weg von der naturgewillten not zur
kruden tugend ich fiel in der schleife
mir zu meinen eignen füßen
am waldrand blickten wir uns an
nahmen reißaus diretissima! durch
querten die schneeuntiefen ohne maß
nur mit dem echolot unserer getakteten herzen.
Aufzeichnung: 22. Jänner 2013
Stimme: Autor
Textdauer: 0 min 59 sek
Produktion: © Christoph Linher
getaktete herzen
du vermisst den zynismus des schnees
einfach weil er da ist sogar schon vor der zeit
ich ganz er hörte die unaufdringliche
stille so eindrücklich wie sonst nie
du sagst es sei schwer sich anzubieten
ohne sich anzubiedern ich trat gerne
in spuren von denen wir nicht wussten
wem sie gehörten und wohin sie führten
der schnee sagst du sei eine kühle
metapher für den menschen auf dem
weg von der naturgewillten not zur
kruden tugend ich fiel in der schleife
mir zu meinen eignen füßen
am waldrand blickten wir uns an
nahmen reißaus diretissima! durch
querten die schneeuntiefen ohne maß
nur mit dem echolot unserer getakteten herzen.
kontemplativer wintereinbruch [Lyrik]
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Aufzeichnung: 22. Jänner 2013
Stimme: Autor
Textdauer: 1 min 13 sek
Produktion: © Christoph Linher
kontemplativer wintereinbruch
durch die schneefirnis erblickte ich
farn gehäutete faune machte mich
erneut vertraut mit den ansichten
eines alrauns erinnerte die zukunft
die uns blühte und bärlappiche
seit vierhundert millionen jahren
von einer weide löste sich eine
wächte ich hob den kopf in den sich
sträubenden wirbel als wären die
flocken sich bewusst was es bedeutet:
die berührung mit meiner haut
(wie in einer schneekugel kam ich mir vor
und ich wusste nicht – ich weiß nicht wer
seit eh und je sie schüttelt)
die tannen standen in dritteltrauer mit
stolz gesenktem haupt trugen sie die
last zur verhöhnung unserer sünden.
der winter war ein virtuose der konturen
arbeitete uns mit kaltem schnitt heraus
zum relief erstarrten wir vor dem weiß
gerispeten gräberfeld unter der firnis
lag ein vergangenes und zukünftiges
von dem wir wussten: dass es nicht
für immer währen würde.
Aufzeichnung: 22. Jänner 2013
Stimme: Autor
Textdauer: 1 min 13 sek
Produktion: © Christoph Linher
kontemplativer wintereinbruch
durch die schneefirnis erblickte ich
farn gehäutete faune machte mich
erneut vertraut mit den ansichten
eines alrauns erinnerte die zukunft
die uns blühte und bärlappiche
seit vierhundert millionen jahren
von einer weide löste sich eine
wächte ich hob den kopf in den sich
sträubenden wirbel als wären die
flocken sich bewusst was es bedeutet:
die berührung mit meiner haut
(wie in einer schneekugel kam ich mir vor
und ich wusste nicht – ich weiß nicht wer
seit eh und je sie schüttelt)
die tannen standen in dritteltrauer mit
stolz gesenktem haupt trugen sie die
last zur verhöhnung unserer sünden.
der winter war ein virtuose der konturen
arbeitete uns mit kaltem schnitt heraus
zum relief erstarrten wir vor dem weiß
gerispeten gräberfeld unter der firnis
lag ein vergangenes und zukünftiges
von dem wir wussten: dass es nicht
für immer währen würde.
sterbende drohnen [Lyrik]
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Aufzeichnung: 22. Jänner 2013
Stimme: Autor
Textdauer: 1 min 14 sek
Produktion: © Christoph Linher
sterbende drohnen
mitunter waren wir flug
angstunfähige Wespen
heilige wie matthäus oder maradonna
oder unverstandene lust
molche fanden wir selten salamander
an spiegellosen ufern von biotopen
conquistadores drohneninduzierter
psychotropen
verschmolzen mit dem asphalt so er
hitzt unsere feingliedrigen gedanken
extemporierten auf hohem niveau
lose zungen am gaumen
im wendekreis des krebses lernten wir
das fürchten ernteten wir die ersten früchte
des bloßen spiels erinnerten schon früh
unsere eigene endlichkeit
in der beklemmenden enge unserer brust
taschen tasteten wir mit glasfaserfingern
nach spektralfarbenen karten
zogen uns selbst wie christröschen
in der kvarner bucht: salz|luft
wasser leckte unsere vorkriegswunden
trug sie aufs meer hinaus und
in der krebsumkehrung stumm zurück.
Aufzeichnung: 22. Jänner 2013
Stimme: Autor
Textdauer: 1 min 14 sek
Produktion: © Christoph Linher
sterbende drohnen
mitunter waren wir flug
angstunfähige Wespen
heilige wie matthäus oder maradonna
oder unverstandene lust
molche fanden wir selten salamander
an spiegellosen ufern von biotopen
conquistadores drohneninduzierter
psychotropen
verschmolzen mit dem asphalt so er
hitzt unsere feingliedrigen gedanken
extemporierten auf hohem niveau
lose zungen am gaumen
im wendekreis des krebses lernten wir
das fürchten ernteten wir die ersten früchte
des bloßen spiels erinnerten schon früh
unsere eigene endlichkeit
in der beklemmenden enge unserer brust
taschen tasteten wir mit glasfaserfingern
nach spektralfarbenen karten
zogen uns selbst wie christröschen
in der kvarner bucht: salz|luft
wasser leckte unsere vorkriegswunden
trug sie aufs meer hinaus und
in der krebsumkehrung stumm zurück.
töchtersöhne [Lyrik]
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Aufzeichnung: 22. Jänner 2013
Stimme: Autor
Textdauer: 0 min 44 sek
Produktion: © Christoph Linher
Aufzeichnung: 22. Jänner 2013
Stimme: Autor
Textdauer: 0 min 44 sek
Produktion: © Christoph Linher
zur gewissheit geronnene ahnung [Lyrik]
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Aufzeichnung: 22. Jänner 2013
Stimme: Autor
Textdauer: 0 min 55 sek
Produktion: © Christoph Linher
zur gewissheit geronnene ahnung tagmaltagelang
betrachtetes motiv durch mein herzbinokular
am halbmund gereift in form gegossen nach
erdzeitloser belichtungsspanne eingerahmt und
unverrückbar jeden rahmen unseres denkens sprengend.
von bestechender schärfe wie der erste blick auf einen
tag in kältestarrem | winterglast | schleift konturen
schleift den stein | mauerrisse | atemwolken | und
die vögel ziehen in den süden einige von ihnen
kehren nie zurück.
die ungewissheit eines wanns des einzig heiligen
moments das mäandernd vorgreifende ersinnen
der nahen ewigferne ist der letzte kognitive
winkelzug gegen eine unversöhnliche welt
auch und immer schon
ohne mich.
Aufzeichnung: 22. Jänner 2013
Stimme: Autor
Textdauer: 0 min 55 sek
Produktion: © Christoph Linher
zur gewissheit geronnene ahnung tagmaltagelang
betrachtetes motiv durch mein herzbinokular
am halbmund gereift in form gegossen nach
erdzeitloser belichtungsspanne eingerahmt und
unverrückbar jeden rahmen unseres denkens sprengend.
von bestechender schärfe wie der erste blick auf einen
tag in kältestarrem | winterglast | schleift konturen
schleift den stein | mauerrisse | atemwolken | und
die vögel ziehen in den süden einige von ihnen
kehren nie zurück.
die ungewissheit eines wanns des einzig heiligen
moments das mäandernd vorgreifende ersinnen
der nahen ewigferne ist der letzte kognitive
winkelzug gegen eine unversöhnliche welt
auch und immer schon
ohne mich.