Lyrik bei Flatz 2012
Erstmals konkret wurde die Idee Lyrik bei Flatz am Freitag, den 23. März. Eingeladen waren die in der Schweiz lebende Ungarin Zsuzsanna Gahse und Ulf Stolterfoht, ein Berliner Schwabe. Gahse las aus ihrem jüngsten, 2010 bei der „edition korrespondenzen“ in Wien erschienenen Lyrikband Donauwürfel, zu dem sie sagte, er beinhalte zwar Gedichte, die aber „wie Prosa klingen sollen.“ Und weiter: „Zehn Silben mal zehn Zeilen bilden ein Quadrat, zehn Quadrate einen Würfel (10 x 10 x 10 = 1 Donauwürfel).“ In diesem Versmaß entwickeln sich ihre poetischen Fluss- und Nebenflussgeschichten, von denen einige hier zu hören sind.
Am 17. April bestritten Norbert Mayer und Alfred Vogel ein literarisch-musikalisches Heimspiel mit Wurzeln in der „Wälder“-Dialektklangwelt. Eine weitgehend andere sprachliche Sozialisation hatten die beiden Autoren, die den zweiten Teil des Abends gestalteten, nämlich der in Wittenburg/Mecklenburg geborene Kai Pohl und der Berliner Clemens Schittko.
Die literarische Begegnung zwischen Wald und Berlin war von insgesamt sehr hoher Qualität. Besonders aufmerksam machen wir allerdings auf das fulminante Langgedicht Schittkos mit dem Titel Zwei oder drei Dinge, die ich nicht von mir wissen will.
Geboren als Zsuzsanna Vajda am 27. Juni 1946 in Budapest. Ihr Muttersprache ist Ungarische, sie schreibt auf Deutsch. Ihre Familie floh nach dem Ungarnaufstand 1956 in den Westen und ließ sich in Wien nieder. Zsuzsanna Gahse besuchte Gymnasien in Wien und Kassel. Ab 1969 veröffentlichte sie literarische Arbeiten. Ab 1978 wurde sie von ihrem Mentor Helmut Heißenbüttel zum Übersetzen aus dem Ungarischen ermuntert. Von 1989 bis 1993 war sie Lehrbeauftragte an der Universität Tübingen, 1996 Poetik-Dozentin an der Universität Bamberg. Nach längeren Aufenthalten in Stuttgart und in Überlingen, lebt sie heute vorwiegend in Müllheim in der Schweiz (Kanton Thurgau). Sie ist Mitglied des PEN-Zentrums der Bundesrepublik Deutschland und der Schweiz.
Veröffentlichungen
Zero, München 1983;Berganza, München 1984;Abendgesellschaft, München u.a. 1986;Liedrige Stücke, Warmbronn 1987; Stadt, Land, Fluß, München 1988;Einfach eben Edenkoben, Klagenfurt u.a. 1990;Hundertundein Stilleben, Klagenfurt u.a. 1991;Nachtarbeit, Warmbronn 1991; Essig und Öl, Hamburg 1992;Übersetzt, (zusammen mit Renate von Mangoldt) Berlin u.a. 1993;Laune, Stuttgart 1993;Passepartout, Klagenfurt u.a. 1994;Kellnerroman,Hamburg 1996;Wie geht es dem Text?, Hamburg 1997;Calgary, Warmbronn 1999;Nichts ist wie oder Rosa kehrt nicht zurück, Hamburg 1999;Wörter, Wörter, Wörter!, (zusammen mit Stefana Sabin und Valentin Braitenberg) Göttingen 1999; Kaktus haben, (zusammen mit Christoph Rütimann) Alpnach Dorf 2000; durch und durch2004;Instabile Texte 2005;Erzählinseln. Reden für Dresden 2009;Donauwürfel, Edition Korrespondenzen, Wien 2010.
Übersetzungen von István Eörsi, Péter Esterházy, Miklós Mészöly, Péter Nádas, Istvan Vörös, Zsuzsa Rakovszky u.a. ins Deutsche.
Auszeichnungen
1983 Aspekte-Literaturpreis, Weinpreis für Literatur; 1986 Preis der Stadt Wiesbaden beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb; 1990 Literaturpreis der Stadt Stuttgart; 1993 Preis der Stadt Zug; 1999 Tibor-Déry-Preis; 2004 Bodensee-Literaturpreis; 2006 Adelbert-von-Chamisso-Preis; 2009 Chamisso-Poetikdozentur; 2010 Johann-Heinrich-Voß-Preis für Übersetzung; 2010 Thurgauer Kulturpreis; 2011 Aufnahme in die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung, Darmstadt.
Schlagzeug: Alfred Vogel
Geboren 1958 in Egg. 1980 bis 1983 Lehrer einer einklassigen Volksschule im Bregenzerwald. Ein Jahr Mitarbeit an einem Entwicklungsprojekt in Ecuador. Tätig an der Volksschule Schwarzenberg, wo er mit seiner Familie lebt. Schreibt Lyrik, Kurzgeschichten, Kinder- und Jugendtheaterstücke, Poesie und Lautmalerei in Bregenzerwälder Mundart. Arbeitet mit Musikern und bildenden Künstlern zusammen. Zahlreiche Beiträge für Anthologien, Kunstkataloge, Literatur- und Kulturzeitschriften, sowie Radiosendungen.
Teilnahmen (u.a): Poesie-International, Dornbirn 2005; G. M. Hopkins-Poetry-Festival, Irland; Ezra-Pound-Symposium, Italien.
Veröffentlichungen: und sie dreht sich noch, Gedichte, P. Renner-Verlag 1989; simultan-stimulation, Kunstbuch mit dem bildenden Künstler Harald Gfader, Edition-Stocker 1990; die roßquelle, Gedichte und Kurzprosa, haymon-verlag 1996; wortungen, Gedichte, haymon-verlag 2004; kreuzungen, Kunstbuch mit dem Objektkünstler Armin Rupprechter, Edition-Bahnhof, Andelsbuch 2006; seanno. Mundartgedichte. Neue Texte. Die literarische Reihe des Franz-Micheal-Felder-Vereins. Verlag W. Neugebauer, Feldkirch,Graz 2008.
Auszeichnungen (Auswahl): Literaturstipendium des Landes Vorarlberg 2000; Jurypreis beim Irseer Pegasus 2011.
Kai Pohl
Geboren 1964 in Wittenburg/Mecklenburg. Karriere als Dreher, Heizer, Kraftfahrer und Bühnenmaler. Lebt als Autor, bildender Künstler und Grafikdesigner in Berlin. Seit 1986 veröffentlicht er in Anthologien und Zeitschriften und genießt als Mitbegründer der „Epidemie der Künste“ und Redakteur der Zeitschrift „floppy myriapoda – Subkommando für die freie Assoziation“ (2007) gewissermaßen Kultstatus.
Clemens Schittko
Geboren 1978 in Berlin (DDR). Nach seiner Ausbildung als Gebäudereiniger und Verlagskaufmann mit dem nicht ganz abgeschlossenen Studium der Literatur-, Musikwissenschaft und Philosophie befasst. Gelegentlich arbeitete er auch als Fensterputzer und Lektor. Für seine politische Lyrik erhielt er 2010 den „lauter niemand“-Preis der gleichnamigen deutschsprachigen Literaturzeitschrift.
Clemens Schittko
Geboren 1978 in Berlin (DDR). Nach seiner Ausbildung als Gebäudereiniger und Verlagskaufmann mit dem nicht ganz abgeschlossenen Studium der Literatur-, Musikwissenschaft und Philosophie befasst. Gelegentlich arbeitete er auch als Fensterputzer und Lektor. Für seine politische Lyrik erhielt er 2010 den „lauter niemand“-Preis der gleichnamigen deutschsprachigen Literaturzeitschrift.