1983, also vor dreißig Jahren, produzierte das ORF-Landesstudio Vorarlberg das Hörspiel March Movie der jungen Autoren Peter Klein und Michael Köhlmeier. Für viele gilt es bis heute als das Beste, was in diesem Genre in Österreich je auf Sendung ging. So wie das legendäre radiophone Verwirrspiel "Krieg der Welten" von Orson Welles aus dem Jahr 1938, ist auch March Movie eine fiktive Reportage, und wurde auch im Verhältnis ähnlich erfolgreich. 14 Mal verkaufte der ORF es an andere deutschsprachige Sendeanstalten, womit es die, zumindest zwischen 1988 und 2007, meistgespielte Eigenproduktion wurde.
Der Inhalt ist gleichermaßen skurril wie spannend. 1969 verschwindet eine Blasmusikkapelle mit mehr als 30 Mitgliedern nach einem Auftritt in Hohenems spurlos. Doch niemand kümmert sich um den mysteriösen Fall, weswegen er schnell in Vergessenheit gerät. Nur einer beißt sich an der Geschichte fest, nämlich der Bahnschrankenwärter Oskar Zambanini. 14 Jahre dauert es, bis seine unermüdlichen Nachforschungen schließlich wider Erwarten Erfolg haben. Unter einem Stein auf dem Hohenemser Schlossberg findet er die Kapelle, allerdings verkleinert auf daumengroße Gestalten, die einen seltsamen Marsch spielend einmal im Kreis herum laufen, um dann wieder unter dem Stein zu verschwinden. Was ein großer persönlicher Triumph für Zambanini hätte sein können, wirkt sich auf sein Leben verheerend aus. War er vorher nur als ein Spinner verschrien, schlägt ihm nun offene Feindseligkeit entgegen. Und so beginnt mit dem Fund die eigentlich haarsträubende Geschichte von Geheimniskrämerei, Vertuschung und Verleumdung und damit auch der Leidensweg von Oskar Zambanini.
Hört man March Movie heute, ist man überrascht von der Zeitlosigkeit der Erzählung Kleins und Köhlmeiers. Auch die von ihnen verwendete Methode der fiktiven Reportage hat sich nicht abgenutzt, nicht zuletzt weil sie bis ins Detail formal durchgehalten wird. Das beginnt beim Einsatz von Laiendarstellern auch für tragende Rollen, - besonders zu erwähnen Peter Klein als Reporter und Michael Köhlmeier als Blasmusikleiter Rüdisser -, und geht hin bis zur geschickten Verwendung von Interviews mit Personen, die man im Unkaren darüber ließ, ob es sich nur um ein Spiel oder um einen wirklichen Fall handelte. Über allem aber steht selbstverständlich das fulminante Spiel des damals noch sehr jungen Schauspielers Hubert Dragaschnig als Oskar Zambanini. Zögern und zweifelnd sucht er seine Sätze zusammen und brilliert in zum größten Teil frei improvisierten Passagen. Die Glaubwürdigkeit seiner Darstellung machen March Movie letztlich zu einem Kunstwerk, in dem die Grenzen zwischen Fiktion und Realität, die ja auf der Handlungsebene immer deutlich bleiben, auf der emotionalen Ebene restlos aufgehoben sind.
Allen, die glauben, Hörspiel sei eine zu Recht vom Aussterben bedrohte Kunstform, sei dieser Meilenstein des Genres sehr ans Herz gelegt.
Regie: Peter Klein und Michael Köhlmeier
Musik: Gerold Amann
Musikalische Mitwirkung: Gemeindmusik Schnifis, Langener Musikverein
Darsteller: Hubert Dragaschnig, Bernarda Gisinger, Peter Klein, Franz Köb, Michael Köhlmeier, Christian Mähr, Alfred Lammel u.a.
Tontechnik: Hubert Polter
Produktion: © ORF Landesstudio Vorarlberg 1983