Nun ist auch der Jahrgang 2006 des Lyrikfestivals Poesie International Dornbirn komplett archiviert. Und es war ein besonders guter Jahrgang. Neben Stars wie Zsuzsanna Gahse, Michael Lentz und dem 5 Monate nach dieser Veranstaltung verstorbenen Oskar Pastior, gab es einige hierzulande noch unbekannte Lyriker aus Ungarn und aus dem deutschsprachigen Teil Belgiens zu hören. Besonders gut war die Idee, Kleinverlage einzuladen, die jeweils ein paar Autoren aus ihrem Programm mitbrachten, nämlich den Verlag KOOKbooks, u.a. mit Steffen Popp und Ron Winkler, Urs Engeler Editor mit dem schon erwähnten Oskar Pastior und Urs Allemann, um nur zwei zu nennen, (der Verlag wurde zwar mittlerweile wegen des abhanden gekommenen Mäzens eingestellt, ist aber als roughbooks mit interessantem neuem Vertriebskonzept wieder erstanden) und die Edition Krautgarten aus den belgischen Ostkantonen, seit 1982 betrieben vom verlegerischen Einzelkämpfer und Dichter Bruno Kartheuser. Ein Höhepunkt aus interkontinentaler Sicht war der Auftritt der hochdekorierten japanischen Jazzpianistin Aki Takase, die die Texte der japanisch-deutschen Lyrikerin Yoko Tawada begleitete, aus regionaler Sicht war es die Lesung von Ingo Springenschmid. Mehr zu ihm demnächst hier auf dieser Seite.
Die Lesungen sind in kompletter Länge mit den Einführungen von Ingrid Bertel (ORF), Zsuzsanna Gahse (für die ungarische Lyrik), Bruno Kartheuser (für die belgischen Autoren) bzw. von Kurator Franz Paul Hammling zu hören.
Als Bonustracks quasi sind unten die Audiofiles von zwei Eröffnungsreden beigestellt, nämlich die von Franz Paul Hammling, eine knapp gefasste und klug strukturierte Orientierungshilfe für an zeitgenössischer Lyrik Interessierte, sowie das bemerkenswerte Kurztraktat des Vorstands der Abteilung Kultur des Landes Vorarlberg Dr. Werner Grabher, der dem Publikum und den anwesenden AutorInnen hier so richtig zeigt, wo der Ironiehammer hängt. Die bewusste Aneinanderreihung von pseudoanalytischen Phrasen über Literatur wird abgelöst von einigen (bewusst formulierten?) analytischen Phrasen über Literatur, die schließlich ihr erlösendes Ende finden in der verwertbaren Aussage: "Selbstverständlich steht das Land hinter solchen Veranstaltungen", ein Satz, der bei einer Wiederaufnahme des 2008 leider eingestellten Festivals vermutlich zu gebrauchen sein wird.
Eröffnungsrede von Franz Paul Hammling [mp3]
Eröffnungsrede von Werner Grabher [mp3]
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