26.04.2013
"Das Vermächtnis des Dr. Mabuse" im Kosmodrom Bregenz

Am 20. April konnte man zum dritten Mal durch den Glühbirnenbogen hindurch das Kosmodrom betreten und dort eine neue Veranstaltungsreihe des Theater Kosmos in Bregenz erleben. Auf der Bühne hinter einem langen Tisch saßen sechs Darsteller, etwas abseits ein Erzähler. Geboten wurde eine szenische Lesung unter dem Titel „Das Vermächtnis des Dr. Mabuse“ (im Original „Das Testament des Dr. Mabuse“), eines Films aus der Produktionswerkstatt Artur Brauners, der 1962 als ulkiges Remake des 30 Jahre zuvor entstandenen, ernster gemeinten Klassikers von Fritz Lang in die Kinos kam. Genauso wie die beiden Filme, war auch der „schurkische Abend“ im Kosmosdrom ein voller Erfolg. Von Hubert Dragaschnig kurzweilig inszeniert, von allen überzeugend gespielt und mit sparsamen Soundeffekten (programmiert von Herwig Hammerl) zu einem veritablen Hörspiel sinnfällig aufgepeppt. Mit der Bearbeitung der Filmvorlage war der junge Autor Maximilian Lang beauftragt worden. (Sein zweites Stück „Das Reich der Mitte“ wird übrigens im Herbst im Theater Kosmos uraufgeführt.) Er sorgte für die Konzentration auf einige wesentliche Handlungsstränge und Personen und schrieb flüssige, im Dreigroschenromanstil gehaltene, klug akzentuierte Erzählbrücken, gelesen im genretypischen Edgar-Wallace-Ton von Augustin Jagg. Hubert Dragaschnig und Anwar Kashlan gaben den scharf kombinierenden Kommissar Lohmann und seinen Assistenten Krüger. Dragaschnig orientierte sich dabei nicht an den Vorlagen, also an Gerd Fröbe und Harald Juhnke, und spielte selbst den Lohmann nicht gerade ernster aber doch klarer, dafür durfte Kashlan so richtig vertrottelt wirken und damit den Großteil der Lacher des Abens abkassieren. Kriminalistisch auf Trab gehalten wurden die beiden von allerlei zwielichtigen Gestalten, dargestellt von Simon Alois Huber, sehr stark in seiner Rolle als Kleinganove Flocke, Stephan Kasimir als philosophierender Obergauner Mortimer, Maria Keckeisen als Hure Wackelheidi, und von Wolfgang Pevestorf, der in logischer Doppelfunktion den genial-bösen Dr. Mabuse, sowie den von Mabuse ferngesteuerten Leiter der vermeintlichen Hochsicherheitspsychiatrie Professor Pohland verkörperte. Bühnenbild und Videos gestaltete Caro Stark, naturgemäß in Scharz-Weiß gehalten, nur das Blut floss am Ende als optisches Bondzitat, nur eben ins Ketchup-Kitsch-Rot überhöht über die Leinwand herunter. So darf und soll es weiter gehen mit dem Kosmosdrom, dieser Wunsch sei allen Mitwirkenden und vor allem dessen Kurator Stephan Kasimir sehr ans Herz gelegt.

Das Vermächtnis des Dr. Mabuse (Szenische Lesung) 63:33 min Details anzeigen

Aufzeichnung: 20. April 2013
Dauer: 63 min 3 sek
Regie: Hubert Dragaschnig
Textfassung: Max Lang
Soundeffekte: Herwig Hammerl
Bühnenbild und Videos: Caro Stark
Stimmen: Hubert Dragaschnig (Kommissar Lohmann), Anwar Kashlan (Assistent Krüger), Wolfgang Perverstorf (Dr. Mabuse/Professor Pohland), Simon Alois Huber (Flocke), Stephan Kasimir (Mortimer), Maria Keckeisen (Wackelheidi), Augustion Jagg (Erzähler)
Produktion: Literaturradio 2013