Literatur ist weiblich
Am 7. Dezember 2010 fand zum zweiten Mal eine Lesung von TeilnehmerInnen der von Literatur Vorarlberg 2008 initiierten Workshop-Serie “Junge Szene” im ORF-Landesstudio in Dornbirn statt. Ingrid Bertel moderierte den Abend und bat die Workshop-Leiterinnen mit ihren Schützlingen - Gabriele Bösch mit Johanna Bernhart und Laura Schwärzler, Christine Hartmann mit Isabella S. Freilinger, Erika Kronabitter mit Yeliz Akkaya, Sarah Rinderer und dem einzigen männlichen Autor des Abends Marcel Hintner - auf die Bühne, um sie zu ihren Eindrücken aus den Workshops und zu ihren Schreibgewohnheiten zu befragen. Darüber hinaus war eines der zentralen Themen der Gespräche, naturgemäß noch unter dem Eindruck der aktuellen PISA-Studie, die offenbar mäßige Lesekompetenz der österreichischen Schüler und Schülerinnen. Die jungen Schreibenden zeigten sich nicht überrascht von diesem Ergebnis, besonders die männlichen Jugendlichen seien aufgrund eines vielfältigen Zerstreuungsangebots zum Lesen kaum zu bewegen. Doch was für die einen uncool und entbehrlich ist, scheint für die anderen an Reiz eher zu gewinnen. Anders ist die Beliebtheit der Schreibworkshops von Literatur Vorarlberg vor allem bei den Mädchen nicht zu erklären. Sollte dieser Trend anhalten und überdies repräsentativ für den Gesamtbereich der Literatur sein, dann dürfte sich die weibliche Dominanz nicht nur in der Welt des Lesens in Zukunft noch verstärken, sondern auch in der des Schreibens. Und vermutlich nicht zum Nachteil für den Buchhandel, wo zumindest in der Beratung und im Verkauf ohnehin seit langem die Frauen den Ton angeben. Die Umsätze, das erfährt man immer kurz nach Weihnachten, steigen immerhin stetig an. Selbst wenn also die eine Hälfte der Menschheit als Konsument komplett weg brechen sollte, wird die andere Hälfte, wächst ihr Interesse und ihr Know-How so weiter, diesen Verlust leicht wett machen.
Aber keine Angst, Jungs: Lasst euch nicht beirren und versenkt euch weiter in eure Computergames. Ihr müsst dieses Problem nur aussitzen. Irgendwann wird auch die digitale Spielkompetenz vom PISA-Test erfasst werden, und dann schlägt das Imperium zurück.
Zu den Lesungen [hier]