Arno Geiger ist einer von denen, die nicht nur gut schreiben, sondern auch übers Schreiben gut reden können – und wollen. Spricht er über die Entstehung eines Romans, über die lähmenden und euphorisierenden Zustände, in die man bei der Arbeit geraten kann, über die Methoden, die er anwendet, um seine Konzepte umzusetzen, dann klingt das wohltuend wenig nach dichterischer Launenhaftigkeit oder genialischer Weltdeutung, er schildert vielmehr einen nachvollziehbaren Vorgang, in dem sich analytische Fähigkeiten, kreative Lockerheit und vor allem Durchhaltevermögen die Waage halten sollten.
Und weil er bereitwillig Auskunft gibt und weil seine Auskünfte auch intelligent formuliert und damit nützlich sind, ist er mittlerweile einer der beliebtesten Gesprächspartner der deutschsprachigen Literaturszene geworden und bestimmt deren Diskurs in wesentlichen Teilen mit.
Beweis dafür ist seine Mitwirkung bei der LiteraTour Nord 07/08, einer seit 1992/93 stattfindenden moderierten Lesereise durch Literaturhäuser und Buchhandlungen norddeutscher Städte, zu der jedes Jahr 6 prominente Autorinnen und Autoren mit ihren Neuerscheinungen eingeladen werden. (In diesem Zusammenhang weniger wichtig ist, dass einer oder eine von ihnen am Ende einen Preis in Höhe von 15.000 Euro gewinnt.)
Neu ist, dass der Veranstaltungsreihe eine Publikation nachgereicht wird. Unter dem Titel „Im Atelier. Beiträge zur Poetik der Gegenwartsliteratur“ ist im Herbst 2008 beim Frühwerk Verlag die erste Serie von Interviewbänden erschienen, in denen die literarischen Positionen von so unterschiedlichen Persönlichkeiten wie Katja Lange-Müller, Juli Zeh, Franzobel, Antje Rávic Strubel und eben Arno Geiger versammelt sind. Erhältlich sind die zwischen 60 und 100 Seiten starken Heftchen mit dem Untertitel "Werkstattgespräche zur LiteraTour Nord 07/08" einzeln oder im Schuber.
Geeignet für eine Besprechung im Literaturradio ist die Gesprächssammlung nicht nur, weil einer der Bände dem Vorarlberger Arno Geiger gewidmet ist, sondern weil zum PR-Material, das der Verlag verschickt, eine CD gehört, auf der kurze Passagen aus den Interviews zu hören sind. Dieser Zusammenschnitt von Statements (in der Reihenfolge Lange-Müller, Geiger, Zeh, Fanzobel, Rávic Strubel) vermittelt allerdings nicht mehr als einen atmosphärischen Eindruck. Deshalb ist hier noch ein längeren Ausschnitt aus einem Gespräch zu hören, das Wolfgang Tischer von www.literaturcafe.de mit Arno Geiger Ende 2007, anlässlich der Veröffentlichung des Erzählbands „Anna nicht vergessen“, geführt hat. Zur Gänze ist das Gespräch, aufgenommen in 12 Folgen, auf www.arno-geiger.de zu hören.
Im Atelier (Auzüge) [mp3]
Arno Geiger im Gespräch mit Wolfgang Tischer (Auszug) [mp3]
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