Die Veranstaltung fand am 28. und 29. September 2013 im Salomon-Sulzer-Saal in Hohenems statt.
Das Jüdische Museum Hohenems und Omanut (der Verein zur Förderung jüdischer Kunst in der Schweiz mit Sitz in Zürich) veranstaltete am 28. und 29 September 2013 gemeinsam mit Literatur Vorarlberg und der Zeitschrift miromente ein Festival zeitgenössischer Literatur aus Israel. Die Begegnung mit jungen Autor_innen einer neuen Schriftstellergeneration machte deutlich, wie vielfältig, neugierig und offen für Widersprüche jüngere Schreibende in Israel ihre Gesellschaft wahrnehmen und schildern. Typisch für diesen neuen Blick ist der Wille, in ihrem Schreiben einen „radikalen Perspektivenwechsel“ zu riskieren, wie Hanno Loewy in seiner Einführung anmerkte.
Den Anfang machte der in Jerusalem geborene und in Tel Aviv lebende Schriftsteller und Journalist Nir Baram, der seinen neuesten Roman Gute Leute präsentierte. Das Gespräch mit dem Autor führte die Präsidentin des Vereins Omanut Karen Roth, die Hohenemser Schriftstellerin Gabriele Bösch las die Passagen aus der deutschsprachigen Ausgabe des Buches.
In seiner Einführung sprach Hanno Loewy über die Suche der jüngeren Generation israelischer Schriftsteller nach der Utopie eines zivilen Gemeinwesens in ihrem Land und zitierte in diesem Zusammenhang eine Passage aus einem Interview mit Nir Baram: „Ich unterscheide nicht zwischen jüdisch und nicht-jüdisch, das gehört nicht zu meinem Wortschatz. Vielleicht halten mich andere für einen Verräter, aber ich bin ein Patriot für einen freien demokratischen Staat Israel.“
Zum Buch
Der eine, der deutsche Werbefachmann Thomas Heiselberg, wird zum Berater der Nazi-Regierung, die andere, die russische Jüdin Alexandra Weißberg, arbeitet für den NKWD. Wie viele andere „gute Leute“ werden die beiden, obwohl an Politik kaum interessiert, zu Wegbereitern größter Verbrechen. Vom Ehrgeiz getrieben, erstellt Heiselberg ein Profil über den Volkscharakter der Polen, das bald grausame Anwendung findet. Weißberg wiederum verrät in der Illusion, ihre Brüder zu retten, die regimekritischen Freunde ihrer Eltern. Bei einem Sonderauftrag treffen die beiden 1941 in Brest unter dramatischen Umständen zusammen und erkennen zu spät die Folgen ihres Tuns. Nir Baram, ein hochbegabter junger Autor aus Israel, konfrontiert uns mit der Frage: Hätten wir besser gehandelt als sie? (Text aus der Verlagsinformation von Hanser.)
Zum Autor
Nir Baram, geboren 1976 in Jerusalem, arbeitet als Schriftsteller, Journalist und Lektor. Er setzt sich aktiv für die Gleichberechtigung der Palästinenser und für Frieden in Israel ein. Gute Leute (Hanser, 2012) sowie der Roman Der Wiederträumer (2009) standen jeweils auf der Shortlist des Sapir-Prize, des wichtigsten israelischen Literaturpreises. Mit Gute Leute war Nir Baram zudem Finalist des Premio Roma in der Sektion fremdsprachige Literatur. 2010 erhielt Baram den Prime Minister Award for Hebrew Literature.