Die Veranstaltung fand am 28. und 29. September 2013 im Salomon-Sulzer-Saal in Hohenems statt.
Sayed Kashua ist der bekannteste arabische Autor in Israel und schreibt seine Bücher in hebräischer Sprache. In seinem Buch Zweite Person Singular, das 2011 in deutscher Sprache beim Berlin Verlag erschienen ist, kämpft der Protagonist Amir um seine Identität zwischen israelischem Palästinenser und palästinensischem Israeli. Ein Kampf, den der Autor unter dem Eindruck der jüngsten Entwicklungen für verloren erklärt. In einem am 17. Juni 2014 im Spiegel veröffentlichten Artikel erklärt er: „In den 25 Jahren, in denen ich schreibe, habe ich harte Kritik von beiden Seiten erfahren, doch in der letzten Woche habe ich aufgegeben. In der letzten Woche ist etwas in mir zerbrochen. Als jüdische Jugendliche in Jerusalem "Tod den Arabern" schrien und Araber angriffen, nur weil sie Araber sind, habe ich verstanden, dass ich meinen kleinen Krieg verloren habe.“
Zum Buch
In Zweite Person Singular ist Amir, Sozialarbeiter in Westjerusalem, und pflegt den gelähmten 19-jährigen Jonathan. Er will "so sein wie sie", das ist sein sehnlichster Wunsch. Sie, das sind die jüdischen Israelis, die sich mit einer Selbstverständlichkeit in einem Land bewegen, das ihm, dem arabischen Israeli, die Zugehörigkeit so schwer macht. Er will Künstler sein, frei sein, ohne argwöhnischen Blicken ausgesetzt zu sein. So beschließt er, ein anderer zu werden. Du bist Rechtsanwalt und lebst mit Frau und Kindern in Jerusalem. Du bist erfolgreich, angesehen und willst auch "so sein wie sie". Du bist getrieben von dem Verlangen, der eigenen arabischen Vergangenheit mit schnellen Autos, teurer Kleidung, Wein , Sushi zu entkommen. Doch dein Leben bricht auseinander, als du auf das Zeugnis einer vermeintlichen Affäre deiner Frau triffst. Du bist rasend eifersüchtig, und deine Fassade, die Maske deiner Identität, löst sich auf. (Text aus der Verlagsinformation)
„Kashua erzählt von alldem mit Härte und Nüchternheit, mit Sinn für Komik wie für die unvermeidliche Tragik, er zeigt die Innensicht einer israelisch-palästinensischen Mittelschicht. Er beschreibt Menschen, die ins Zentrum der Gesellschaft drängen, sich immer noch wie Fremde fühlen müssen und dabei die Avantgarde Israels sein könnten.“ (Spiegel)
Zum Autor
Sayed Kashua, geboren 1975 in Tira, Israel. Er studierte Soziologie und Philosophie an der Hebrew University of Jerusalem. Kashua ist Kolumnist und Filmkritiker für die israelischen Zeitungen Haaretz und Ha’ir
und schreibt Drehbücher für die Sitcom Avoda Aravit (Arabische Arbeit). Er lebt im palästinensischen Teil von Beit Safafa, einem Dorf in der Nähe von Jerusalem. Veröffentlichungen: Tanzende Araber, Berlin Verlag, 2002; Da ward es Morgen, Berlin Verlag, 2005; Zweite Person Singular, Berlin Verlag, 2011. Auszeichnung: 2006 erhielt Kashua den Förderpreis der Lessing-Akademie.