02.06.2010
JETZT KOMMT FRED - Hörspiel von Martin G. Wanko

Jetzt kommt Fred  [mp3]
Jetzt kommt Fred! Ein Hörspiel von Martin G. Wanko, produziert vom ORF im Jahr 2004.
Eine wohl immer aktuelle Geschichte aus Österreich, gemixt aus den Zutaten Medien, Politik und Unterwelt, sprich, Show-Business. Diese hier angesiedelt im von Zynikern, Feiglingen und Schlampen bevölkerten ehemaligen Austropopgeschäft, das seine Gunst inzwischen auf die heimische Volksmusik- und die B-Kategorie der internationalen Easy-Listening-Szene verteilt hat - in der Hoffnung natürlich auf den überirdischen Kohle-Sex-Macht-Kick. 
Martin G. Wanko verarbeitet also Klischees, deren Protagonisten wir alle zu kennen glauben, unabhängig von ein paar einschlägigen Namen, die wir hören. Aber das ist nur ein formales Mittel, ein Gleitmittel sozusagen, das den Zugang erleichtert und lange Einleitungen erübrigt. „Jetzt kommt Fred ist ein Actionhörspiel. Es geht binnen Sekunden von 0 auf 180“, beschreibt der Autor selbst das Ergebnis. Das liegt sicher am mundgerechten Text von Wanko, einem der wenigen wirklichen Berserker der österreichischen (aufgrund seiner intensiven Beziehungen zum Land natürlich auch der Vorarlberger) Literatur. Es liegt aber auch an der dem Text adäquaten Regie von Harald Krewer, die es möglich und nötig macht, ins Gehirn des auf- und abgedrehten Protagonisten Fred zu schlüpfen, (ein Vorgang übrigens, der im Hörspiel, wenn es gut gemacht ist, besser, weil ungefilterter, unabgelenkter gelingt, als im Film), um ihn so auf seinem wilden Ritt herunter von „Ich bin dein Gott und du bist mein Nigger“ nach „Ich bin euer Abschaum, ich bin euer Nigger“ zu begleiten. Heraus kommt keine vertikale Gesellschaftskritik, sondern sinnfällige Milieukritik von Innen nach Außen, wobei man als Hörer mit zunehmender Dauer des Spiels nicht mehr weiß, wo man sich befindet, oder sogar, wo man sich lieber befinden möchte. Diese Ambivalenz wirkt sich umso irritierender aus, je mehr sich das Geschehen verdichtet, und bei Freds zentral gesetzter Frage im Anschluss an den perversen Höhepunkt der Handlung: „Und? Hat es wenigsten Spaß gemacht, ihr Beobachter“, wird man, auch wenn man die literarische Methode sofort durchschaut, tatsächlich als ewiger Mitwisser entlarvt. Möglich wird dieser Effekt nicht zuletzt durch die darstellerischen Leistungen, allen voran der von Helmut Berger als koksendem, Blowjobs konsumierendem und sich obszönen Allmachtsphantasien hingebendem Fred. Und Wanko sei Dank ist die Geschichte am Ende nicht eingekocht in die übliche Sulz aus gerechten Strafen, sondern er versucht, wie er selber schreibt: „Im Finale dem Reim, der Poetik, der dichterische Möglichkeit, dem blanken Irrsinn Flügel zu verleihen“, was hörbar gelungen ist, auch wegen der akribischen Produktion und der, um es noch einmal zu betonen, in Rhythmus und Dynamik beispielhaften Regie.

Jetzt kommt Fred  [mp3]

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