Wer Reinhard Kaiser-Mühlecker liest, hört eine der bemerkenswertesten Stimmen in der neueren österreichischen, besser deutschsprachigen Literatur, und fast hätte ich geschrieben „herausragendsten“, aber seine Geschichten wollen andere ja nicht übertönen oder sie mit spektakulärer Geste von den Bestsellerlisten fegen. Sein Ton ist still, sein Blick behutsam, seine Erzähler geben nicht vor, die Welt erklären zu können, und doch habe ich seine beiden Bücher mit dem seltenen Gefühl geschlossen, gerade etwas Wichtiges über das Leben erfahren zu haben, und zwar von einem Menschen mit der Begabung für das Wesentliche und dem Gehör für das, wozu Sprache gut ist, aber auch wozu nicht. Diese Einschätzung gilt sowohl für „Der lange Gang über die Stationen“(2007), als auch für den im vergangenen Herbst erschienenen Roman „Magdalenaberg“, die Geschichte einer Landkindheit, einer Bauernfamilie, einer Liebesbeziehung, und vor allem die von zwei ungleichen Brüdern. In beiden Büchern ist das nicht Gesagte Hauptantrieb für die Handlung, sind vorgestellte Ereignisse mitunter realer als tatsächliche. So auch in der hier zu hörenden Erzählung mit dem Titel „Die vorgestellte Reise.“ Der Text erschien im September 2007 in der neunten Ausgabe der Zeitschrift miromente und fand in einer veränderten Fassung auch Aufnahme in den neuen Roman (S. 136 bis 147). Es liest der Autor.
Die Vorgestellte Reise [mp3]
Informationen zu Reinhard Kaiser-Mühlecker [hier]