Auf Anregung der Palliativstation Hohenems widmete Literatur Vorarlberg die aktuellste Ausgabe seiner ein bis zwei mal im Jahr erscheinenden Publikation V# dem Themenkomplex Alter, Tod und Demenz. Gleichermaßen gefährliche wie dankbare Themen. Gefährlich, weil man leicht ins Klischee abrutscht, dankbar, weil die Literatur gerade in diesen Grenzbereichen des Lebens ihre größten Stärken ausspielen kann, nämlich in die Tiefe zu gehen und dort Bilder für das Unfassbare zu finden. Die für die Anthologie ausgewählten Texte ergeben immerhin "eine verblüffende Zusammenstellung", schreibt die Herausgeberin des Bandes Daniela Egger in ihrem Vorwort, und wundert sich gleichzeitig, dass die meisten Schreibenden sich vor allem dem Thema Tod "nur umkreisend nähern." Man könnte fragen: Wie sonst? Oder: Was wäre dem gebenüber der Vorteil des direkten Zugangs? Daniela Egger gibt selbst die Antwort, indem sie vermutet, es sei für den Schreibenden mit Anspruch einfach schwierig, das zu toppen oder zu ignorieren, was die Unterhaltungsindustrie aus diesem Thema gemacht habe.
Der Band enthält genügend Beweise, dass dieser Anspruch durchaus einzulösen ist. Namentlich geschieht dies in Gedichten von Karin Tarabochia und Norbert Mayer sowie in erzählenden Texten von Christian Futscher, Erika Kronabitter, Verena Roßbacher, Wolfgang Mörth, Norbert Loacker, Kurt Bracharz, Sarah Rinderer und Wolfgang Bleier. Darüber hinaus hinterfrägt der Soziologe, evangelische Theologe und Demenzexperte Reimer Gronemeyer in seinem Essay das gängige Denken über Demenz, und in einem Interview das Daniela Egger mit dem Leiter der Palliativstation Hohenems Dr. Otto Gehmacher geführt hat, bekommen wir Einblicke in die Art und Weise, wie Sterbebegleitung in der Praxis aussieht.
Bei der Präsentation der V#29 im Palais Liechtenstein in Feldkirch lasen Kurt Bracharz, die junge Harder Autorin Sarah Rinderer und Norbert Loacker ihre Texte.
Anlässlich der Präsentation V#29 Memory trees zum Thema Demenz.