Am 26. August 2010 jährt sich der Todestag des österreichischen Dramatikers Wolfgang Bauer zum 5. Mal. Aus diesem Anlass stellen wir das 2009 für die Sendung Tonkopf. Das Radiomagazin des internationalen Journalismuszentrums in Krems produzierte Radiofeature „Auf ein Bier oder zwei“ von Martin G. Wanko online. Der Tonkopf ist eine regelmäßige Produktion von Studierenden des Lehrgangs Qualitätsjournalismus an der Donau-Universität Krems.
Rahmenhandlung der Sendung ist eine Führung an für Bauers Leben wichtige Orte in seiner Geburtsstadt Graz, er nannte sie einmal „den einzigen Arsch, der nicht scheißen kann“. Wanko führt den Hörer zum Beispiel in Bauers Wohnung, wo seine Witwe ein paar Schachteln mit losem Bauernachlass heraus kramt, dann in die Bar des Hotels Erzherzog Johann, wo der Barkeeper Bauers Lieblingscocktail mixt und ins Theater im Keller, wo zu Beginn der 60er-Jahre Bauers erste Stücke uraufgeführt wurden.
Heidi Bauer erinnert sich liebevoll aber doch sachlich. Sie zeigt sich auch erstaunt darüber, was für eine wichtige Rolle der Alkohol in der Inszenierung des Bauer-Stücks „Massaker im Hotel Sacher“ in der Komödie am Kai in Wien Anfang 2009 (in der Rolle einer Lesbe Barbara Karlich) gespielt hat. Sie kommentiert ihren Eindruck mit der lakonischen Feststellung: „Mir is gonz schlecht worn, wo ich das gsehn hab.“ Alkohol sei zwar wichtig gewesen in der intellektuellen Szene, in der sich Bauer bewegt habe, man erwartete sich naturgemäß Inspiration vom Schnaps und habe sie vermutlich auch bekommen, dem zum Trotz habe Bauer aber, bis auf ein Bier oder zwei, bei der Arbeit, nichts getrunken, sagt sie.
Andere im Feature auftretende Bauerexegeten neigen natürlich eher zur Verklärung, und das zu Recht, weil er heute ein bisschen davon (außerhalb von Graz) durchaus gebrauchen kann. Alfred Haidacher vom Theater im Keller stellt ihn Thomas Bernhard gegenüber und nennt ihn „den Härteren, den Besseren, den Klareren, den Wahreren“ und meint, er werde in Wien weitgehend ignoriert, weil er eben, im Gegensatz zu Bernhard, nicht kanonisierbar sei. Zum Beweis rezitieren Haidacher und Wanko einen Ausschnitt aus dem wohl größten Theatererfolg Bauers, nämlich „Magic Afternoon“, und in dem von ihnen gewählten Ausschnitt geht es natürlich ums Trinken und darüber hinaus um Sätze wie: „Die Fortpflanzung is des wirklich einzig Gefährliche, was ma no ham.“
Den Abschluss des Features macht ein Brief Bauers aus dem Jenseits. Er ist adressiert an seinen potentiellen Nachrufer Günther Eichberger, wird von diesem vorgelesen und wurde auch von ihm, dem guten Bauerfreund, imaginiert. Der Brief endet mit dem Satz: „Dichter denken nicht, sie werden gedacht. Herzlich dein Wolfi.“
Ein Kompliment an Autor Martin G. Wanko für seine einfühlsame, nur ab und zu übersteuerte Bauer-Hommage.
Auf ein Bier oder zwei [mp3]
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