Urs Allemann

Geboren am 1. April 1948 in Schlieren, Kanton Zürich, aufgewachsen in Bonn und Berlin. Er studierte Germanistik und Anglistik an der Universität Marburg und Soziologie und Sozialpsychologie an der Universität Hannover. Von 1975 bis 1976 war er Redakteur der Zeitschrift Theater heute. Von 1986 bis 2005 leitete er das literarische Feuilleton der Basler Zeitung. Einem breiteren Publikum bekannt wurde er mit seiner Erzählung Babyficker, die beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb 1991 einen veritablen Skandal auslöste. Man warf dem Autor nach seiner Lesung vor, er präsentiere in diesem Text in zynischer Weise die Wunschfantasie eines Pädophilen. Er gewann dennoch den Preis des Landes Kärnten, worauf hin die FPÖ-Kultursprecherin und Zweite Landtagspräsidentin Kärntens die Jury des Wettbewerbs öffentlich angriff und Allemanns Text "die grösste preisgekrönte Schweinerei" nannte. Hellmuth Karasek, einer der Juroren des Wettbewerbs, verteidigte den Text: "Allemanns Text ist als Provokation gedacht, konsequent gedacht und ebenso geschrieben. Literatur muß die Grenze, an die sie mit ihren Phantasien und Erfahrungen stößt, immer wieder suchen, sie darf nicht da stehenbleiben, wo sie schon zu Hause ist."
Seit 2001 veröffentlichte Allemann Gedichtbände, in denen er tradierte Poesieformen auf eigenwillige Art wiederbelebt. Zwar hielt er sich immer streng an die Vorgaben der Gedichtformen, dekonstruierte sie aber zugleich und schilderte in ihnen diffuse Gewalt- und Zerstörungsfantasien, die sich letztlich auch gegen die Sprache selbst wendeten. Diese Technik wandte er 2001 in Holder die Polder auf die antiken, Klopstockschen und Hölderlinschen Oden und Elegien und 2003 in schœn! schœn! auf das Sonett an.
Urs Allemann lebt in Bettingen bei Basel und arbeitet als freier Schriftsteller und Poesie-Performer, Rezitator eigener und fremder Werke (u.a. von Wilhelm Busch, Robert Gernhardt, Erich Kästner, Christian Morgenstern und Robert Walser).
"Allemanns Gedichte sind Ereignisse und in seiner eigenen Rezitation (nicht nur, aber auch) von umwerfendem Unterhaltungswert. Er hat wie kaum ein Lyriker sonst begriffen, dass das Gedicht Mundwerk ist im buchstäblichen Sinn: es entsteht im Rachenraum. Da zischt und schnattert, da hämmerts und gurgelt es. ... Allemann arbeitet mit Wörtern und Wörter haben Bedeutung. Selbst und gerade da, wo er ihnen die herkömmliche unter den Füssen wegzieht, zitiert er sie durch das Sprachspiel, in dem er sie verwendet." (Samuel Moser) 

Veröffentlichungen: Fuzzhase. Gedichte. Ammann, Zürich 1988; Öz & Kco. Sieben fernmündliche Delirien. Ammmann, Zürich 1990; Babyficker. Erzählung. Deuticke, Wien 1992; Der alte Mann und die Bank. Ein Fünfmontagsgequassel. Deuticke, Wien 1993; Holder die Polder. Oden, Elegien, Andere. Engeler, Basel, Weil am Rhein und Wien 2001; schœn! schœn! Gedichte. Engeler, Basel und Weil am Rhein 2003; Im Kinde schwirren die Ahnen. 52 Gedichte Mit CD (Lesung der Gedichte durch den Autor), Engeler, Basel und Weil am Rhein 2008.

17 Urs Allemann [Poesie International] Details anzeigen

Aufzeichnung: 30. April 2006
Dauer: 18 min 13 sek

Einführung: Ingrid Bertel
Lesung: Autor
Quelle: Poesie International 2006. 28.04. bis 01.05, (CD 1 Sonntag, 30.04.2006), Spielboden Dornbirn; Herausgeber: Franz Paul Hammling, Literatur Vorarlberg 2006.
Produktion: © Literatur Vorarberg und Spielboden Dornbirn 2006
Im Literaturradio seit: August 2010